„Ein RSS-Feed? Das geht gar nicht! Das ist so 2007!“
„Was schlägst du vor?“
„Bau‘ eine Facebook-Page! Die Leute sehen die Updates dann in ihrer Timeline.“
„Aber dann sehen meine Updates vielleicht nur die Hälfte derer, die sie mal geliked haben, oder noch weniger, je nachdem, wie der Facebook Algorithmus gerade eingestellt ist. Außerdem muss jeder ein Facebook Benutzerkonto haben. “
„Dann nimm Twitter: Das zwingt die Leute nicht dazu, sich anzumelden, außerdem wird weniger algorithmisch manipuliert. „
„Auf Twitter bin ich nur eine Meldung unter vielen Katzenfotos, Retweets, Witzen und politischen Meinungen von Berühmtheiten!“
„Die Leute können doch Twitter-Listen nutzen!“
„Kennst du jemanden, der Twitter-Listen nutzt?“
„Nein“
„Twitter ist ein gutes zusätzliches Werbemedium, aber ich möchte nicht, dass es meine Hauptplattform ist. Das wäre ja so, als ob das Zeitschriftenabonnement in der Werbepost versteckt wird“
„Mach‘ doch einen E-Mail-Newsletter! Mit so einem schicken PopUp Fenster zum Eintragen der E-Mail Adresse. Das funktioniert total gut!“
„Es gibt wirklich genug SPAM E-Mails auf der Welt!“
„Aber es funktioniert! Jeder hat E-Mail, und die meisten Leute erhalten sogar Benachrichtigungen auf ihrem Smartphone, wenn sie eine E-Mail erhalten! Kein Algorithmus pfuscht da rein und keine E-Mail geht verloren! „
https://www.flickr.com/photos/evokeartdesign/6002546996/ (CC BY 2.0)
RSS Feeds gibt es seit fast 20 Jahren und vermutlich sind auch Sie schon mal über den Begriff „gestolpert“. Grundsätzlich geht es darum, Inhalte ohne Layoutfunktionen automatisiert für andere Programme zur Verfügung zu stellen.
Viele Nachrichten-Websites nutzen RSS Feeds um ihre Informationen kostenlos anzubieten. Beispielsweise bietet der Tagesanzeiger verschiedene Feeds an. In der Blogosphäre sind RSS-Feeds ebenfalls weit verbreitet und auch unser Blog hat natürlich ein Feed, in dem die Artikel ohne Layout zur Verfügung gestellt werden.
Um die Informationen lesen zu können, benötigen sie einen Feed-Reader. Dem Feed-Reader teilen Sie mit, welche Feeds Sie lesen wollen. Danach werden die Informationen automatisiert abgeholt und Sie können sie in Ruhe durchblättern.
Weit verbreitet sind Dienste wie beispielsweise Feedly und Flipboard. Sie bieten eine komfortable Auswahl an Feeds und bieten Telefon-Apps an. Diese Services sind kommerziell und haben ein Geschäftsmodell. Entweder wird Ihnen Werbung angezeigt oder sie müssen für den Dienst bezahlen. Ausserdem gibt es immer einen zentralen Server auf dem Ihre Informationen liegen.
Open Source Feed Reader
Es gibt natürlich auch Open Source Alternativen zu den oben genannten Services. Ich möchte Ihnen heute am Beispiel des Projekts selfoss zeigen, wie Sie Ihren Server zum universellen News-Aggregator machen. selfoss bezeichnet sich selbst als
The new multipurpose rss reader, live stream, mashup, aggregation web application
und bietet auch Apps für iOS und Android an, die ihre Inhalte mit Ihrem Server synchronisieren. Das Programm benötigt einen LAMP Stack und ist einfach zu installieren.
Installation
Sie können das Programm in einem virtuellen Server oder in einem Unterverzeichnis eines bestehenden Servers installieren. In meinem Fall nehme ich das Unterverzeichnis /selfoss auf serverblogger.ch.
Wenn Sie selfoss nun im Browser aufrufen, sollten Sie dieses Bild sehen:
Erfolgreiche Installation
Feeds hinzufügen
Damit Sie Inhalte sehen können, müssen Sie Feeds hinzufügen.
Klicken Sie auf das Icon mit der Wolke (unten links) und danach auf add source. Hinzufügen von Feeds
Sie finden bereits vordefinierte Feeds, die Sie einfach auswählen können (Heise, Golem, etc.) und weitere Möglichkeiten wie Facebook Pages, Twitter Timelines und Tumblr User. Wählen Sie beispielsweise den Heise Open Source Feed und klicken auf save. Sie können Feeds auch taggen und damit später die Artikel filtern. Feed Auswahl
Eingelesen werden die Feeds über einen Cronjob oder den Aufruf von /update, In meinem Fall also https://serverblogger.ch/selfoss/update.
Die Startseite sieht nun so aus Heise Open Source Feed
Durch einen Klick auf die Überschrift können Sie die Einträge lesen und auch wieder auf anderen sozialen Netzwerken teilen oder per E-Mail verschicken. Über die Tags filtern Sie die Einträge.
Cron Job erstellen
Damit Ihre Feeds alle 15 Minuten automatisch aktualisiert werden, müssen Sie der Crontab einen Eintrag hinzufügen.
Nicht vordefinierte Feeds tragen Sie ein, indem Sie als Typ RSS Feed wählen und im URL Feld die Feed URL eintragen. Feed eintragen
Diesmal sollte die Aktualisierung automatisch, abhängig von Ihrem gewählten Zeitraum, erfolgen.
Mobile Apps
Für Android und iOS gibt es Apps in den entsprechenden Stores
Die Apps benötigen nur die URL zu Ihrem Feed Server und aktualisieren sich dann automatisch. Die Texte werden heruntergeladen, so dass Sie sie auch offline lesen können. Hier ein Screenshot der Android App. Android selfoss App
Passwortschutz und weitere Konfigurationsoptionen
Sie können den Zugriff auf Ihre Feeds mit einem Passwort schützen. Die Benutzer/Passwort Kombination muss in der Datei config.ini auf Ihrem Server eingetragen werden.
Um ein Twitterfeed einzubinden, müssen Sie sich mit Ihrem Twitter Benutzerkonto im Browser einloggen und dann die URL https://apps.twitter.com/ aufrufen. Dort müssen Sie eine neue App erzeugen und den Consumer Key und den Secret key in das entsprechende Feld in selfoss eintragen. Twitter Feeds
Nach der Aktualisierung tauchen die Tweets dann in Ihrer Übersicht im Web und auf dem Telefon auf Feed Timeline mit Tweets