Monetarisierung ist in aller Munde und jedes Content-Management-System benötigt einen optionalen Shop. In WordPress heisst „das“ Shopsystem WooCommerce, in Drupal heisst es einfach Commerce (ohne Woo).
Der Marktanteil von Drupal Commerce ist, verglichen mit WordPress WooCommerce relativ klein. Wer allerdings eine Drupal Site betreibt, findet mit dem Commerce Modul eine zuverlässige und flexible Shop-Lösung die darüberhinaus auch noch freie Open Source Software ist und sich hervorragend in das Drupal Ökosystem mit Inhaltstypen und deren Feldern und Verbindungen einpasst.
Um ein Gefühl für Drupal Commerce zu bekommen, solltest du dich auf der Demo-Site https://commerce.demo.centarro.io ein wenig umschauen.
Im Prinzip handelt es sich um eine ganz normale Drupal-Site, erweitert um einen Shop. Genau diese Kombination ist die Zielgruppe von Drupal Commerce. Unternehmen, die beispielsweise bereits eine eine mehrsprachige Website mit Drupal betreiben, können einen Shop „nahtlos“ in die bestehende Site einpassen.
Commerce Core installieren
Zunächst muss das Commerce Core Modul installiert werden.
Hinweis: Bevor du auf deiner produktiven Drupal Site Commerce installierst, solltest du in einer Testsite die Installation ausprobieren.
Installation in Composer:
$ composer require 'drupal/commerce:^2.26'
Installation über die Benutzeroberfläche:
Ausser Commerce Core werden die Module address, entity inline_entity_form, entity_reference_revisions, profile, state_machine und token benötigt (/admin/modules/install).
Danach können die gewünschten Commerce Features aktiviert werden.
Wenn du über die Benutzeroberfläche installierst, erscheint eine Meldung über zwei fehlende Libraries.
Mit dem Modul Ludwig kannst du die fehlenden Libraries einfach installieren, siehe auch unseren Blog Post vom 05.07.2021 Drupal mit Composer oder Ludwig?
Nach der Aktivierung der Module steht der Commerce-Shop in einem eigenen Menü zur Verfügung.
Drupal Commerce konfigurieren
Leider gibt es für Drupal Commerce keinen Konfigurations-Wizard wie bei Woo Commerce. Du musst dich tatsächlich durch alle relevanten Einstellungen „durchkämpfen“. Was auf den ersten Blick sehr aufwendig erscheint, bietet auf den zweiten Blick sehr viele Möglichkeiten. Gerade im eCommerce Bereich ist es ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man weiss, was man einstellt. Drupal zwingt einen dazu die Tippel-Tappel-Tour durch die Einstellungen zu machen. Ich zeige die wichtigsten Einstellungen.
Es geht dabei um den Store an sich (Währungen, Stores, Shoptypen und Steuerarten), die Produkte (Produktarten und -varianten), Zahlungs-Schnittstellen und die Abwicklung von Bestellungen (Orders)
Store
Ein Store benötigt einen Namen, eine E-Mail Adresse, eine Standardwährung, eine Zeitzone, eine postalische Adresse, Länder in die verkauft werden kann, die Entscheidung ob Preise netto (ohne Steuer) oder brutto eingegeben werden sollen und einen URL-Alias zu diesem Shop (/admin/commerce/config/stores).
Welche Währungen sollen benutzt werden können?
Der Shop benötigt eine Währung. In /admin/commerce/config/currencies lassen sich Währungen definieren. Man kann auch benutzerdefinierte Währungen erstellen, man könnte also auch in „Talern“ oder ähnlichen individuellen Währungen bezahlen.
Shoptypen
Shoptypen sind wie Inhaltstypen. Die Felder, die wir gerade bei der Einrichtung des ersten Stores ausgefüllt haben, werden hier definiert.
Steuern
Das Commerce-Modul bietet vordefinierte Steuersätze für die EU, die Schweiz und andere Länder (/admin/commerce/config/tax-types).
Produkte/Produktvarianten
An dieser Stelle können Produkte und Produktvarianten konfiguriert werden. Ein T-Shirt wäre ein Produkt, ein rotes T-Shirt mit V-Ausschnitt eine Variante dieses Produkts. In der Konfiguration kannst du die Default-Einstellungen zunächst unverändert lassen.
Zahlungsschnittstellen
Hier werden die gewünschten Zahlungsschnittstellen konfiguriert. Drupal Commerce bietet 139 Zuahlungsschnittstellen, von Amazon Pay über Klarna bis zum iranischen Zarinpal. Ein komplette Übersicht findet sich in der Dokumentation -> Available payment gateways.
Orders/Aufträge
Auch hier können die Standardwerte zunächst übernommen werden.
Ein Produkt anlegen
In der Produktübersicht kannst nun du ein Produkt hinzufügen. Da ich die minimalen Standardwerte in der Konfiguration übernommen habe, kann ich „nur“ ein minimales Produkt mit Überschrift und Beschreibung ohne Foto und zusätzliche Beschreibungsfelder verkaufen.
Wenn ich die Produktseite aufrufe, kann ich das Produkt kaufen.
Ein Produkt kaufen
Nachdem das Produkt in den Warenkorb gelegt wurde, kann der Kunde „zur Kasse gehen“ …
Da momentan nur die Zahlungsmethode „Auf Rechnung“ konfiguriert wurde, kommt nach der Eingabe der Adresse sofort eine finale Überprüfungsseite ob alle Daten korrekt sind.
Wenn nun der Button „Zahlungspflichtig bestellen“ geklickt wird erhalten Kunden und Shop eine E-Mail mit den Bestelldaten.
Bestellverwaltung (Orders)
In der Bestellverwaltung (/admin/commerce/orders) erscheint der neue Auftrag.
In der Detailansicht kann die Bestellung noch verändert, kommentiert und der Zahlungseingang überprüft werden. Je nach Zahlungsschnittstelle werden die Eingänge automatisch oder manuell verbucht.
Fazit
Das Minimalgerüst für einen Shop ist nun fertig und Kunden können etwas kaufen. Es ist noch nicht alles perfekt und die eigentliche Arbeit fängt nun erst an. Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt noch einmal die Demo-Site (https://commerce.demo.centarro.io) anzusehen und sich dann in die Dokumentation zu vertiefen.
Das Commerce Modul ist komplett in Drupal integriert und kann mit allen anderen Modulen verknüpft werden. Du kannst beispielsweise Views aus Commerce Daten erzeugen, Vokabulare zuordnen, Kommentare und Bewertungen erlauben, den Warenkorb und den Workflow anpassen – viel Spass 🙂
Links
- https://www.drupal.org/project/commerce
- https://commerce.demo.centarro.io
- https://docs.drupalcommerce.org
- https://drupalcommerce.org
tl;dr: Ein Drupal Shop ist eine elegante Möglichkeit, Produkte zu verkaufen. Wem der „Drupal-Way“ gefällt, dem wird das Commerce Modul auch gefallen.
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