Seit einem halben Jahr ist die Nutzung virtueller Meeting-Räume stark gestiegen. Viele arbeiten nun grösstenteils in der eigenen Wohnung und sehen sich mit vielen unterschiedlichen technischen Ansätzen konfrontiert. Der eine Kunde nutzt dieses System, der andere jenes. Das eine funktioniert gut auf einem Apple iPad, das andere im Google Chrome Browser oder einer Erweiterung zum Browser oder in einem Programm, das man extra herunterladen muss. Manchmal wird eine sehr schnelle Internetanbindung benötigt, manchmal ein sehr schneller Rechner. Das eine System benötigt eine Registrierung, das andere einen Invite Link, ein drittes ist per Browser einfach so aufrufbar. Das „Beste“ System gibt es nicht, es kommt halt immer „darauf an“. Durch die aktuelle Notwendigkeit solcher Kommunikationstools entwickeln sich gerade viele Projekte, Idee, Vorlieben und Gewohnheiten.
Die grosse Frage ist: Wie geht es nach dieser ersten „Explosion“ von Konferenzsystemen weiter? Was kommt als nächstes?
Eine interessante Idee kommt von Mozilla, heisst Mozilla Hubs und ist ein „Open Source Metaverse“.
Metaverse
Der Begriff des Metaverse tauchte erstmal im Jahr 1992 im Roman Snowcrash von Neil Stevenson auf und beschreibt die Kombination aller verfügbaren Techniken.
Das Metaversum ist ein kollektiver virtueller gemeinsamer Raum, der durch die Konvergenz von virtuell erweiterter physischer Realität und physisch persistentem virtuellen Raum entsteht, einschließlich der Summe aller virtuellen Welten, der erweiterten Realität und des Internets.
https://de.wikipedia.org/wiki/Metaversum
Eine erste populäre Realisierung eines Metaverses erfolgte durch das Projekt Second Life.
Second Life (deutsch: zweites Leben, abgekürzt „SL“) ist eine seit 2003 verfügbare Online-3D-Infrastruktur für von Benutzern gestaltete virtuelle Welten, in der Menschen durch Avatare interagieren, spielen, Handel betreiben und anderweitig kommunizieren können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Second_Life
Mozilla Hubs
Das Hubs Projekt nimmt die Metaverse Idee wieder auf und vereinfacht die Handhabung und Weiterentwicklung erheblich. Hubs läuft komplett in einem Browser auf nahezu alle Geräten. Wer ein VR Headset hat, kann es nutzen und sieht dann eine 3D Welt. Wer kein VR Headset hat, kann in der 2D-Variante im Browser teilnehmen. Innerhalb des Systems gibt es räumlichen Klang, wenn gesprochen wird (Spatial Sound). Wer näher beieinander steht, kann sich hören, je weiter man sich voneinander entfernt, desto leiser wird die Stimme. Lizenztechnisch ist das System Open Source Software und von daher der Zugang für Entwickler sehr einfach.
Für Nutzer des Systems ist vermutlich der einfache Zugang am Sympathischten. Nach Aufruf der Website https://hubs.mozilla.com klickt man auf den grossen roten “Create a Room“ Button …
… und landet dann in dieser Lobby.
In diesem Raum kann man sich mit Mausbewegungen, Tastaturpfeilen oder Touch-Gesten bewegen und drehen.
Man selbst wird als Avatar dargestellt. Es gibt dutzende vorgefertigte Avatare zum Auswählen. Individuelle Avatare lassen sich ebenfalls erstellen.
Auf der Site lässt sich unter anderem auch die Sprache einstellen, Deutsch ist allerdings noch nicht verfügbar.
Auch die Parameter der Räume können konfiguriert werden. Der Zugang zum Raum kann per öffentlichem Link verteilt werden oder per individuellem Invite-Link. Die Berechtigungen der teilnehmenden Personen können beschränkt werden, beispielsweise kann man das Fliegen verbieten 😉.
Man kann einen Raum auch innerhalb eines iFrames auf Websites einbinden.
Im oberen rechten Bereich des Raums wird die Anzahl der Teilnehmer und der Objekte im Raum angezeigt.
Genau wie bei den Avataren gibt es vorgefertigte Umgebungen in denen man sich treffen kann.
MIt Mozilla Spoke steht ein browserbasiertes Tool zur Erstellung von Räumen und Szenen zur Verfügung.
… und so kann man recht einfach “ein Stück Schweiz“ bauen und sich auf einer Wiese treffen 😉.
… oder an einem Leuchturm im Sonnenuntergang.
Momentan ist die Nutzung auf 25 Personen beschränkt. Das System lässt sich jedoch auch auf eigener Hardware installieren und die Anzahl der teilnehmenden Personen hängt mit dem Arbeitspeicher des entsprechenden Systems zusammen.
Nutzungsbeispiele
Am 16.10. fand die Unconference des CMS-Garden teil- und testweise in Mozilla Hubs statt. Auch ein WordCamp fand bereits in Mozilla Hubs statt (https://wptavern.com/wordcamp-austin-2020-finds-success-with-vr-experience-for-sessions-and-networking).
Fazit
Was auf den ersten Blick wie eine Spielerei aussieht, könnte sich sehr schnell zu etwas erheblich Grösserem entwickeln. Es macht wirklich Spass sich dort zu treffen. Durch die freie Lizenz ist bereits eine grosse Community entstanden, die das System weiterentwickelt. Die prinzipielle technische Offenheit des Systems ermöglicht es sehr einfach Schnittstellen zu anderen Systemen zu realisieren. Bereits heute können PDF, Fotos, YouTube Videos, Presentationen, Kamerabilder und viele andere Objekte in Mozilla Hubs geladen werden.
tl;dr: Meetings in virtuellen Welten werden realistischer
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