Andreariverac CC BY-SA 3.0 https://en.wikipedia.org/wiki/Hypertext#/media/File:Sistema_hipertextual.jpg

Neu im Web? Es geht um Verlinkungen!

In den letzten Wochen habe ich ein paar Erfahrungen mit Personen gemacht, die relativ neu im „Web“ sind. Sie können ihre Dienstleistungen und Produkte nicht mehr „nur offline“ verkaufen, sondern müssen sich mit der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle befassen. Das ist insofern für mich interessant, weil es ja durchaus auch Personen gibt, die ihre Geschäftsmodelle seit mehr als 20 Jahren digitalisiert haben.

Ich will kurz auf unsere Situation eingehen. Novatrend ist eine Hosting Firma. Unser Firmensitz und unsere Server sind in der Schweiz. Unsere Services werden online genutzt.

Schweizer Webhosting vom Feinsten für Privatpersonen und KMUs

https://novatrend.ch/de

Unser Anspruch ist also durchaus hoch 😉.
Als ich vor vier Jahren ein Hosting Event besuchte (CloudFest), fiel es mir bei einem Rundgang durch die Austellung manchmal schwer zu verstehen, was die Austeller dort eigentlich für Dienstleistungen anbieten. Ich habe damals aus Neugier an den Ständen gefragt, warum sie mit ihrer Firma auf dieser Messe sind und was ihr Geschäftsmodell ist. Zu meiner Überraschung kamen keine spontanen Antworten sondern es ergaben sich schnell interessante Diskussionen, oft auch mit Personen vom Nachbarstand. Es stellte sich schnell heraus, dass diese Branche kompliziert und erklärungsbedürftig ist. Viele Menschen wissen beispielsweise nicht, was Hosting überhaupt ist (Was ist Hosting?)

https://twitter.com/hagengraf/status/710406359959924736?s=21

Vor sechs Jahren, als wir dieses Blog gestartet haben, ging es uns darum, jede Woche anhand eines Artikels einen kleinen Teilbereich unseres Angebotes und der Zusammenhänge dahinter zu erklären. Wir legten und legen auch weiterhin den Fokus auf Open Source Software, damit die Beispiele auch unabhängig von unseren Angeboten nachvollziehbar sind.

Die Zeit

Für die digitalisierte Welt hat die Zeitrechnung am 01.01.1970 begonnen.

Die Unixzeit ist eine Zeitdefinition, die für das Betriebssystem Unix entwickelt und als POSIX-Standard festgelegt wurde. Die Unixzeit zählt die vergangenen Sekunden seit Donnerstag, dem 1. Januar 1970, 00:00 Uhr UTC. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Unixzeit

Es gab in dieser Zeitrechnung nur beinahe ein Problem bei der Jahrtausendwende und das nächste Problem wird im Jahr 2038 erwartet, ansonsten lief es bisher gut.

Um ein Datum und eine Uhrzeit zu speichern, zählt man „ganz einfach“ die Sekunden, die seit dem 01.01.1970 00:00 vergangen sind. Ich schreibe diesen Artikel am Sonntag, den 03.05. um 11:50 (2020-05-03T09:49:59+00:00 in ISO 8601). Das ist genau 1.588.499.399 Sekunden vom ersten Januar 1970 entfernt.

Für Programmierer ist das eine völlig normale Sicht der Dinge und vermutlich eine der wenigen, wenn nicht die einzige verlässliche Bezugsgrösse. Aus der Zeitdefinition ergeben sich auch interessante Schlussfolgerungen bezüglich des Zufalls, immerhin die Basis für Verschlüsselungen, Glücksspiele, Kryptowährungen und Computerspiele. Ausser der Unix Zeit gibt es natürlich andere Kalender, wie beispielsweise das Julianische Datum, die christliche Jahreszählung oder den islamische Kalender. Vermutlich ist jedes Kalendersystem mit der Idee die Sekunden zu zählen und dann entsprechend umzurechnen, darstellbar 😎.

Auf dieser sekündlichen Zeitrechnung basiert heute fast alles, also beispielsweise Finanztransaktionen im Millisekundenbereich, Navigationssysteme, jegliche Form von Abrechnungen, ja selbst Schrittzähler in Fitnesstrackern.

Wer jemals mit Datumsangaben gearbeitet hat, musste sich vermutlich auch Gedanken um das erste Jahr, bzw. die erste Zeiteinheit machen. Ist es die “Stunde Null“ oder die “Stunde Eins“, beginnt die christliche Zeitrechnung im “Jahr Eins“ oder im “Jahr Null“? Die beliebte Sprache JavaScript bringt einen da schon zum Schmunzeln. Der Monat fängt dort bei Null an. Der Januar ist die Null, der Dezember die 11, also immer einen weniger als man denkt. Der Tag des Monats fängt jedoch bei Eins an, der 1. Dezember ist intern also der erste Tag im elften Monat. Jede/r Programmiererin hatte und hat damit so seine/ihre Herausforderungen – jede/r 😉.

Es gibt Geschichten über Rechengenauigkeiten in Cobol verglichen mit C oder Java oder PHP und es gibt Geschichten über fehlerhafte Computerchips, deren Fehler dann per Software korrigiert werden (wenn man daran denkt und genügend Budget hat 😈).

Diese Programmier- und Hosting-Welt existiert seit 1.588.499.399 Sekunden und es gibt jede Menge skurrile Geschichten warum alles so ist, wie es ist.

Andere Welten

Ausser der eben beschriebenen Welt gibt es auch noch ganz andere Welten.

Der Klavierspieler

In den Corona Wirren der letzten Wochen höre ich fast täglich ein Hauskonzert von Igor Levit. Als er nicht mehr auftreten konnte, beschloss er täglich um 19:00 Uhr sein Klavierspiel auf Twitter und Instagram zu streamen. Gestern war es das 50ste Mal.

https://twitter.com/igorpianist/status/1256696268837064705?s=21

Das erzeugte natürlich Aufmerksamkeit in meiner kleinen digitalen Blase. Ich hörte ihn dann auch im im Alles gesagt Podcast (Warum brauchen Menschen jetzt Musik, Igor Levit?) und fing an über klassische Musik Komponisten zu lesen.

https://twitter.com/hagengraf/status/1254480284298416130?s=20

Die Gärtnerei, die Chocolaterie und der Baumarkt.

Es ist Frühling und wenn man einen Garten hat, fährt man zur Gärtnerei und kauft Pflanzen für den Garten. Das geht nun aber nicht wegen der Ausgangssperre (ich wohne im Süden von Frankreich). Nach ein paar Tagen war es jedoch möglich beim Baumarkt anzurufen, einen Termin zu vereinbaren und manche Produkte zu kaufen, die Gärtnerei betrieb schon nach ein paar Tagen über eine Facebook Gruppe einen pragmatischen Messenger Bestell- und Lieferservice und selbst die Chocolaterie (ohne die es nicht wirklich geht) bot Bestellung per E-Mail und Treffen auf Parkplätzen mit sicherer Übergabe der Schokolade an.


Auch wir bei Novatrend bieten dir etwas Neues an – Dein papierloses Büro!

Und die vielen anderen „Welten“?

Ich kenne viele Personen, die immer noch hoffen um die Digitalisierung „herum zu kommen“. Autor*innen, Journalist*innen, Bauunternehmer*innen, Winzer*innen, Künstler*innen, Lehrer*innen, Ingenieur*innen und viele andere mehr. Sie führen ihr altes Geschäftsmodell in der alten Welt weiter, hoffen auf Hilfe und tun sich schwer mit der Digitalisierung.

In einem Interview mit der Zeit im Dezember 2008, inmitten der weltweiten Finanzkrise sagte Karl Lagerfeld:

Wenn die Krise vorbei ist, werden Europa und Amerika endgültig die schöne alte Welt sein, und die neue Welt wird repräsentiert von Indien, China und den Golfstaaten.
Karl Lagerfeld – 11.12.2008

https://www.zeit.de/2008/51/Symbole-Lagerfeld-51/komplettansicht

12 Jahre später, inmitten der Corona Krise sagt Sascha Lobo im Spiegel:

Wer jetzt kein digitales Geschäftsmodell für sich sieht, der baut sich keins mehr.
Sascha Lobo – 22.04.2020

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/corona-krise-leben-in-der-postpandemischen-gesellschaft-kolumne-a-823fc893-56a4-442e-abe6-7d6e6baf7b0d

Verlinkungen

In der alten Welt geht es um Beziehungen. In der neuen Welt geht es um Verlinkungen UND Beziehungen. Die neue Welt der Digitalisierung ist ja nicht so anders wie die alte Welt des „Nicht-Digitalen“.

In diesem Artikel sind beispielsweise Verlinkungen zu verschiedenen Themen. Der „Link“ ist es, der Hypertext Dokumente so interessant macht (und nach wie vor die Basis für Googles lukratives Suchmaschinengeschäft ist).

Vom typischen Buch unterscheidet er sich dadurch, dass er nicht dafür geschrieben ist, von Anfang bis Ende in der veröffentlichten Reihenfolge gelesen zu werden. Er wird in Auszeichnungssprachen geschrieben, die neben für den Leser nicht sichtbaren Gestaltungsanweisungen auch Hyperlinks enthalten, also Querverweise zu entfernten Textpassagen oder anderen Dokumenten im Netzwerk. Die gebräuchlichste Auszeichnungssprache für Internetdokumente ist die Hypertext Markup Language (HTML), die in der Gegenwart allgegenwärtig ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hypertext

Je nach verfügbarer Zeit kannst du den Links folgen, die Informationen lesen, wieder zurückkehren, weiter lesen, vielleicht einen anderen Link entdecken und neue Beziehungen knüpfen.

Es ist dieser Prozess, der dich reif für die Digitalisierung macht, mit dem du Medienkompetenz lernst, der dich resilienter macht. Du bestimmst selbst, wie tief dein Wissen in verschiedenen Bereichen sein soll.

Felix von Leitner bringt das in seinem durchaus umstrittenen, aber viel gelesenen Blog auf einen Punkt:

Das ist, wie sich Digitale Souveränität anfühlt, wenn man sie nicht hat.

https://blog.fefe.de/?ts=a06267c8

Stellt euch mal vor, wie viel interessanter das Leben werden kann, wenn all die Bewohner dieser noch nicht digitalisierten Welten ihre Erfahrungen und Ideen mit anderen teilen, beispielsweise am Dienstag beim Virtuellen Apéro.

Fazit

Digitalisierung ist ein ständiger Prozess des Erforschens, Bewertens, Abwägens, Verwerfens, Lernens und Lebens. Das ist genau wie vorher aber mit viel mehr Verlinkungen 😀 (und Emojis)


tl;dr: Folge den Verlinkungen – jetzt!


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Kommentare

2 Antworten zu „Neu im Web? Es geht um Verlinkungen!“

  1. Avatar von fneurieser

    Danke für den interessanten Beitrag.

    Beim Chocolatier konnte ich mir ein Schmunzeln allerdings nicht verkneifen. Klingt wie ein konspirativen Treffen mit einem Dealer.

    LG
    Franz-Georg

    1. Avatar von hagengraf

      Oh, das war es auch – mit Maske und abgezähltem Bargeld im Umschlag (mit Sichtfenster)

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