JOOMLA! IST OPEN SOURCE EIN CMS FÜR ALLE

Joomla = alle zusammen

Joomla ist ein freies Content-Management-System (CMS) zur Erstellung von Webseiten. Das Joomla-Projekt versteht sich selbst als CMS “für alle” und wird von Freiwilligen programmiert und organisiert. Das Wort Joomla ist aus der Sprache Suaheli entlehnt und bedeutet auf Deutsch etwa “alle zusammen” im Sinne von “alle gemeinsam”. Dieses Freiwilligenprojekt hat es geschafft, dass 15 Jahre nach seiner Gründung Millionen Websites Joomla nutzen und in jedem Land der Welt Joomla Sites „einfach so“ erstellt werden können. Zehntausende Freelancer, Webagenturen, Extension- und Template Programmierer haben sich auf der Basis von Joomla ein Geschäft aufgebaut.

Im Gegensatz zu anderen CMS-Projekten wie WordPress oder Drupal steht hinter dem Joomla Projekt keine Firma, die bei Bedarf Programmcode entwickeln lassen, Entwickler bezahlen, Marketing Strategien ersinnen oder andere Ressourcen zur Verfügung stellen kann.

Das Joomla-Projekt erzielt Einnahmen über Spenden, Partnerschaften und Werbung auf der Joomla.org Website. Das klappt seit 15 Jahren ganz gut. Hinter dem Joomla Projekt steht eine Association (Open Source Matters), die das Bankkonto verwaltet und des Projekt rechtlich gegenüber Dritten vertritt.

Joomla selbst ist in PHP programmiert, nutzt eine relationale Datenbank, meistens MySQL und hat in der aktuellen Version 3.9.14 einen sehr sauberen und sicheren, objektorientierten Code. Mit dem Core Joomla Paket lassen sich auch von Anfängern nach dem Download mehrsprachige Websites mit einem Kontaktformular erstellen ohne Erweiterungen installieren zu müssen. Wer zusätzlich CSS, JavaScript oder PHP Kenntnisse hat, kann mit Joomla praktisch jede Website erstellen.

Historical yearly trends in the usage of content management systems (2011-2020)

Laut der obigen Statistik nutzen 2.6 Prozent aller Websites weltweit Joomla als Content Management System. Die prozentualen Anteile von Joomla sind in den letzten drei Jahren rückläufig, aber seit 2011 durchaus „stabil“ in einer Spanne zwischen 2.5 und 3.5 Prozent aller Websites weltweit. Die Anteile der Sites, die kein CMS benutzen, geht dagegen deutlich zurück von 76.4% im Jahr 2011 auf 42.9% im Jahr 2020.

Ausserdem hat die Anzahl der Websites insgesamt in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen. Je nach Statistik gibt es heute etwa 1.3 Milliarden Websites weltweit. Wenn man von dieser Zahl ausgeht, bedeutet das, Joomla läuft jetzt, eben gerade, wenn du diesen Artikel liest, live, auf 33.8 Millionen Websites.

Das sind eine ganze Menge Websites für ein Freiwilligenprojekt 🙂

Warum erzähle ich das?

In den 15 Jahren seit der Gründung von Joomla hat sich die Welt weitergedreht und vieles hat sich verändert. Viele kommerzielle Projekte starteten zu einer ähnlichen Zeit wie Joomla. 2005 beispielsweise YouTube, Facebook und Flickr. Im Jahr 2006 startete die Firma Wix. 2007 stellte Apple das iPhone vor. Airbnb startete 2008, Instagram 2010, Snapchat 2011, Amazon Alexa 2014, Tiktok 2016.

Aus vielen Open Source Projekten heraus entwickelten sich einzelne Firmen, die heute massgeblich die strategische Ausrichtung der Projekte bestimmen (als Beispiel: Drupal –Acquia, WordPress – Automattic).

Auch technisch hat sich eine Menge getan. Amazon entdeckte 2006 das Cloud Computing Business für sich. Alle grossen Anbieter (Microsoft – Azure, Google – Cloud Platform, Apple – iCloud, AliBabaCloud, SAP – Cloud Platform, IBM – Bluemix) zogen nach und heute gilt Software, die nicht „serverless“ in der Cloud betrieben wird, oft ungerechtfertigterweise als „angestaubt“.

Im Cloud Geschäft mit Websites geht der Trend weg von Datenbanken, hin zu statischen Websites, die mit HTML, CSS und JavaScript oft lokal erzeugt und dann per Versionierungssystem veröffentlicht werden. Interaktivität wird über API-Services in diese an sich statischen Seiten gebracht. Die Vorgehensweise erhöht erheblich die Komplexität einer Installation aber auch deren Performance und Sicherheit, zumindest theoretisch. Ausserdem hat diese Technik Vorteile für die Anbieter von kommerziellen API-Services und Content-Delivery-Networks (CDNs). Viele Content Management Systeme können daher heute auch „Headless“ genutzt werden. Das bekannte Backend bleibt dabei mit der Datenbank erhalten, das Frontend wird dagegen aus HTML, CSS und JavaScript individuell erzeugt. Auf den CMS Inhalt wird per JavaScript auf die CMS API zugegriffen. Die Drupal Contenta Distribution ist beispielsweise so ein System (contentacms.org).

Für Enduser gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, Inhalte im World Wide Web zu veröffentlichen. Die meisten davon sind kommerzieller Art (beispielsweise Wix). Diese Anbieter haben mehr oder weniger grosse Budgets für ausgefeilte Marketing Strategien um Marktanteile auszubauen, zu wachsen, Abhängigkeiten zu erzeugen und Geld für Investoren zu verdienen. Der Punkt mit den „Abhängigkeiten erzeugen“ klingt vielleicht ein wenig negativ, aber hast du schon mal probiert deine Wix Site zu exportieren und selbst zu hosten?

Ausser diesen Zentralisierungstendenzen gibt es aber auch Dezentralisierungstendenzen wie die Blockchain Technologie, verteilte Soziale Medien (The Federation), das Internet der Dinge, Nextcloud und verteilte Identifizierungsverfahren wie ID4me.

Auch wenn sich vieles verändert, gehört PHP nach wie vor zu den am meisten verwendeten Programmiersprachen der Welt, mittlerweile etwa gleichauf mit JavaScript.

All diese Veränderungen, Erfindungen und Weiterentwicklungen haben natürlich Auswirkungen auf Freiwilligenprojekte wie Joomla.

  • In welche Richtung soll sich das Projekt entwickeln? Wer bestimmt die Richtung?
  • Wer ist heute die Zielgruppe des Projekts?
  • Sollte das Projekt wachsen? Wenn ja, was soll wachsen? Der Marktanteil? Die Code Qualität? Die Sicherheit? Die Bequemlichkeit? Die Community? Die Anzahl der Agenturen, die das System nutzen?
  • Wie, und vor allem wer und wo, macht man Marketing für eine Freiwilligenprojekt? In Universitäten? In Schulen? In Vereinen? Im Fernsehen oder bei Instagram (so wie WordPress)?
  • Wie bringt man Menschen dazu, an dem Projekt teilzunehmen und etwas zu erlernen?
  • Welchen „Sinn“ hat das Projekt?

Joomla – Forum for the Future

Um die oben genannten Punkte zu besprechen und eine mögliche Zukunft zu entwerfen, trafen sich vom 16.01.-20.01.2020 etwa 75 Personen im Forum for the Future in Marbella, Spanien. Zu den Teilnehmern vor Ort kamen weitere per Videochat zugeschaltete Personen. Auch ich habe an diesem Forum teilgenommen und bin immer noch beeindruckt über die Bandbreite und Tiefe der Themen, die praktisch rund um die Uhr diskutiert wurden.

Wie findet man Antworten, die mehrheitlich unterstützt werden, ohne eine zentrale „Instanz“, die Ziele vorgeben kann? Wie entscheidet eine Community aus Freiwilligen, die mehr als 30,000,000 Millionen Websites repräsentiert?

Natürlich gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und Ansätze, intensive Diskussionen und niemals den Einen Weg!

Wenn eine Website für dich oder für andere erstellst, solltest du dir das Joomla Projekt etwas genauer ansehen. Eine sehr gute Einführung und Übersicht findest du auf der deutschsprachigen Website joomla.de. Hier wird das Joomla-Projekt gut und übersichtlich dargestellt und es gibt eine aktive und hilfreiche Community. Ausser den regelmässigen Joomla User Group Treffen findet am 08.02.2020 das JoomlaCamp im Unperfekthaus in Essen, Deutschland, vom 20-21.03.2020 der JoomlaDay in Salzburg, Österreich und vom 29.-31.05.2020 die internationale JandBeyond Konferenz in Lissabon, Portugal statt.

Wenn du detaillierter an der Zukunft von Joomla interessiert bist, so habe ich hier noch ein paar Blog Posts zur Zukunft und den ersten Ergebnissen des Forums for the Future aufgelistet.

Hier noch zwei interessante Artikel, die ebenfalls von der Zukunft von Joomla handeln

Fazit

Joomla ist ein barrierefreies, flexibles, sicheres, objekt-orientiert programmiertes, weltweit verbreitetes und freies Content Management System, das von unbezahlten Freiwilligen erstellt wird.


tl;dr: Das Joomla Projekt ist lebendig und arbeitet an einer nachhaltigen Zukunft!


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Kommentare

Eine Antwort zu „Joomla = alle zusammen“

  1. Avatar von Oliver Kirstein

    Was die Freiwilligen leisten ist wirklich toll. Doch darf man auch nicht vergessen, wie lange schon an der Vers. 4 gearbeitet wird. Hier hätte man zuerst entwickeln und es erst kurz vor der Erscheinung publizieren sollen und nicht den Termin um Monate bzw. um Jahre herausschieben. Ich bin mir auch sicher, dass wenn es beispielsweise eine bezahlpflichtige Pro-Variante geben würde, eben für Agenturen, die Kundenwebsites erstellen und selbst damit Geld verdienen, die Zukunft von Joomla gesichert wäre und vieles vielleicht schneller umgesetzt werden könnte.

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