Das Aufmacherbild dieses Eintrags sieht nicht ganz so hochglanzpoliert aus, wie die typische Produktwerbung. Das liegt einfach daran, dass die Benutzeroberfläche Ihres Root-Servers seit Jahrzehnten vermutlich einfacher zu bedienen ist, als jedes Smartphone. Am blinkenden Cursor einen Befehl eingeben, Enter drücken und das wars. Bumm-Zack-Return 🙂 In diesem Beitrag geht es daher auch um Befehle, die nahe liegen, wenn Sie sich das erste (oder auch zweite) Mal mit Ihrem Root-Server verbinden (siehe auch: Root-Server ich bin drin). Linux ist sehr einfach aufgebaut. Alles ist eine Datei. Sie benötigen fast immer Befehle, die etwas mit dem Anzeigen und Organisieren von Dateien zu tun haben. Wenn Sie einen frisch eingerichteten Root-Server haben (Stand (8/2014), so begrüsst er Sie mit folgenden Worten:
Welcome to Ubuntu 14.04.1 LTS (GNU/Linux 3.13.0-32-generic x86_64) * Documentation: https://help.ubuntu.com/ System information as of Wed Aug 20 16:07:38 CEST 2014 System load: 0.0 Processes: 69 Usage of /: 2.3% of 47.12GB Users logged in: 0 Memory usage: 3% IP address for eth0: 46.232.178.78 Swap usage: 0% 31 packages can be updated. 17 updates are security updates. Last login: Wed Aug 20 16:07:39 2014 from 83.158.144.134
Oft lässt man solche Meldungen ohne Aufmerksamkeit vorbeihuschen. Wir wollen uns die Sache mal näher anschauen. Ubuntu 14.04.1 LTS ist eine Linux Distribution. Die Ziffern geben die Version an, die Buchstaben LTS bedeuten Long Term Support. Diese Version ist beispielsweise am 24.07.2014 erschienen und der Support läuft am 24.07.2019 aus (https://wiki.ubuntu.com/Releases). Sie können also Ihren Root-Server die nächsten fünf Jahre mit diesem System betreiben. Nach diesen fünf Jahren können Sie übrigens auf eine neue Version automatisch updaten! Haben Sie schon mal nachgeschaut, wie lange der Support für das Betriebssystem auf Ihrem PC daheim, Ihrem Tablet oder gar Ihrem Smartphone läuft? Vermutlich finden Sie keine verbindliche Aussage. GNU/Linux 3.13.0-32-generic x86_64 bedeutet, dass Ubuntu auf GNU/Linux Kernel der Version 3.13 basiert. Der wurde am 20.01.2014 veröffentlicht. X86_64 ist die Prozessorarchitektur. Sie können diese Informationen auch über die Befehle uname -a oder arch anzeigen lassen. help.ubuntu.com ist die offizielle Dokumentation für Ubuntu Distributionen. Von hier gelangen Sie auch auf das Community Wiki und zahlreiche andere Ressourcen. Als deutschsprachige Ressource bietet sich das wiki.ubuntuusers.de an. System information zeigt Ihnen Werte Ihres Root-Servers, die Sie in der Zukunft vermutlich sehr interessieren werden. Momentan hat Ihr System 0% Last und Sie müssen sich damit noch nicht beschäftigen. Updates sind ein sehr wichtiges Thema. Mein Server hier hat bemerkt, dass 21 Software Pakete upgedatet werden können und davon sind 17 Sicherheitsupdates. Last Login zeigt den Zeitpunkt und die IP Adresse des letzten Zugriffs. Mit verschiedenen Online-Services können Sie in Erfahrung bringen, wem diese IP Adresse gehört (Beispiel). Sie können das auch erfahren in dem Sie auf Ihrem Server den Befehl traceroute 83.158.144.134 aufrufen. Wenn Sie das ausprobieren, so erhalten Sie einen Hinweis, dass das Programm, das hinter dem Befehl traceroute steckt, noch nicht installiert ist und Hinweise zur Installation.
Updates
Bevor Sie irgendetwas anderes tun, sollten Sie die Updates für Ihren Root-Server einspielen. Zu diesem Zweck brauchen Sie den Befehl Apt-Get. Apt ist die Software Paket Verwaltung Ihrer Linux Distribution. Von wo Ihr Server diese Updates und auch die Programmpakete lädt, erfahren Sie, wenn Sie den Befehl
cat /etc/apt/sources.list
aufrufen. In der Datei sind die gängigen Quellen angegeben und Sie können hier festlegen, von wo Ihr Root-Server herunterladen soll. Um nun upzudaten, benötigen Sie zwei Befehle. Der erste liest die Paketquellen neu ein (apt-get update), der zweite startet das eigentliche Update (apt-get upgrade). Momentan nutze ich einen normalen User Account und verfüge über keinerlei Root-Rechte. Der Update Vorgang benötigt aber natürlich Root-Rechte und die können wir mit dem Befehl sudo einfach an den Aufruf übergeben.
novatrend@server1:~$ sudo apt-get update [sudo] password for novatrend: Ign http://security.ubuntu.com trusty-security InRelease ... [Hier stehen noch mindesten 20 Zeilen] Get:1 http://us.archive.ubuntu.com trusty-updates Release.gpg [933 B] Fetched 1356 kB in 7s (176 kB/s) Reading package lists... Done
Nun sind die Listen komplett und ich kann mit apt-get upgrade das eigentliche Update starten.
novatrend@server1:~$ sudo apt-get upgrade Reading package lists... Done Building dependency tree Reading state information... Done Calculating upgrade... Done The following packages will be upgraded: accountsservice apport byobu gir1.2-glib-2.0 libaccountsservice0 libgirepository-1.0-1 libpam-systemd libsystemd-daemon0 libsystemd-login0 libudev1 net-tools python3-apport python3-distupgrade python3-gi python3-problem-report systemd-services ubuntu-release-upgrader-core udev 18 upgraded, 0 newly installed, 0 to remove and 0 not upgraded. Need to get 2187 kB of archives. After this operation, 5120 B of additional disk space will be used. Do you want to continue? [Y/n] y Get:1 http://us.archive.ubuntu.com/ubuntu/ trusty-updates/main udev amd64 204-5ubuntu20.4 [735 kB] Get:2 http://us.archive.ubuntu.com/ubuntu/ trusty-updates/main libudev1 amd64 204-5ubuntu20.4 [33.2 kB] ... Fetched 2187 kB in 4s (514 kB/s) ... Unpacking libpam-systemd:amd64 (204-5ubuntu20.4) over (204-5ubuntu20.3) ... Preparing to unpack .../systemd-services_204-5ubuntu20.4_amd64.deb ...
Zunächst mal die gute Nachricht. Ich musste das Passwort nicht noch einmal eingeben. Innerhalb einer Session wird es temporär gespeichert. Der Befehl liest die Quellen aus, schaut sich Abhängigkeiten zwischen den Softwarepaketen an und zeigt dann, was upgedatet werden werden muss. Sie müssen explizit mit y (Yes) zustimmen und dann läuft der Update Vorgang los. Unser Root-Server ist jetzt auf dem neuesten Stand.
Wichtige Befehle für den Anfang
whoami – liefert den Username des Users, unter dem Sie angemeldet sind
novatrend@server1:~$ whoami novatrend
df – zeigt den verfügbaren Platz auf den „eingehängten“ Dateisystemen an
Filesystem 1K-blocks Used Available Use% Mounted on /dev/sda1 49409840 1686408 45190520 4% / none 4 0 4 0% /sys/fs/cgroup udev 1014188 4 1014184 1% /dev tmpfs 205008 500 204508 1% /run none 5120 0 5120 0% /run/lock none 1025028 0 1025028 0% /run/shm none 102400 0 102400 0% /run/user
Mein Server hat 45GB Plattenplatz und knapp 4% davon belegt die Ubuntu Distribution. pwd – zeigt das aktuelle Verzeichnis an
novatrend@server1:~$ pwd /home/novatrend
Diese Parameter helfen oft weiter, da man sich die Einzelheiten der Befehle meist nicht merken kann:
- kurzer Hilfetext zum Befehl [BEFEHL] –help
- Die Handbuchseite eines Befehls man [BEFEHL]
Probieren Sie einfach ein wenig aus. Ich habe ein paar grundlegende Befehle zusammengestellt. Es kann sein, dass manche Befehle nicht das gewünschte Ergebnis bringen, weil Sie als User angemeldet sind. In diesem Fall sollten Sie nochmal überlegen, was der Befehl wirklich tut und wenn Sie ihn immer noch ausführen wollen, einfach ein sudo voranstellen. Die folgenden Beispiele stammen von der Website Linux-fuer-alle.de.
- Abmelden logout
- Root-Server neustarten: shutdown -r now
- Nach Datei auf Server suchen (Locate-Datenbank): locate [DATEI]
- Nach Text suchen innerhalb einer Datei: grep [SUCHSTRING] [DATEI]
- Ins Hauptverzeichnis wechseln: cd /
- Ins übergeordnete Verzeichnis wechseln: cd ..
- In ein bestimmtes Verzeichnis wechseln: cd [VERZ]
- Den Inhalt einer Datei auf dem Bildschirm anzeigen: cat [DATEI]
- Den Inhalt einer Datei auf dem Bildschirm seitenweise anzeigen: more [DATEI]
- Den Inhalt einer Datei auf dem Bildschirm seitenweise mit Möglichkeit zum hochblättern anzeigen: less [DATEI]
- Datei kopieren (kopiert Datei 1 in Datei 2): cp [DATEI1] [DATEI2]
- Datei umbenennen (benennt Datei 1 in Datei 2 um): mv [DATEI1] [DATEI2]
- Datei verschieben (verschiebt Datei 1 ins Verzeichnis): mv [DATEI] [VERZ]
- Datei löschen: rm [DATEI]
- Eine leere Datei erzeugen: touch [DATEI]
- kurze Liste des Verzeichnisinhaltes: ls
- ausführliche Liste des Verzeichnisinhaltes: ls -l
- alle Dateien des Verzeichnisses: ls -la
- neues Verzeichnis erstellen: mkdir [VERZ]
- leeres Verzeichnis löschen: rmdir [VERZ]
- alle Dateien/Verzeichnisse unterhalb des Verzeichnisses löschen: rm -rf
- Anzeige von Datum und Uhrzeit: Date
- gibt die Nutzung des Arbeitsspeichers aus: free
- Laufzeit und Prozessorauslastung: uptime
- zeigt die höchsten Ressourcenverbraucher an: top
- zeigt Informationen über laufende Prozesse an: ps ax
- wer ist alles eingeloggt?: who
- Passwort ändern: passwd
Es gibt natürlich noch wesentlich mehr Befehle, aber das ist schon mal ein gute Grundlage für den Anfang.
Programm installieren und deinstallieren
Vorhin wollten wir das Programm traceroute benutzen. Das ging aber nicht, weil es nicht installiert war.
novatrend@server1:~$ sudo apt-get install traceroute
Jetzt ist das Programm installiert und wir können nach der IP-Adresse von vorhin schauen
novatrend@server1:~$ traceroute 83.158.144.134
traceroute to 83.158.144.134 (83.158.144.134), 30 hops max, 60 byte packets 1 46.232.178.1 (46.232.178.1) 0.322 ms 0.314 ms 0.397 ms 2 gw-novatrend.init7.net (82.197.164.33) 73.224 ms 73.201 ms 73.145 ms 3 r1zrh2.core.init7.net (77.109.128.237) 5.466 ms r1zrh1.core.init7.net (77.109.128.177) 0.337 ms r1zrh2.core.init7.net (77.109.128.237) 5.344 ms 4 r1fra1.core.init7.net (77.109.128.250) 15.191 ms 15.153 ms 15.108 ms 5 r1fra1.core.init7.net (77.109.128.250) 15.062 ms 15.016 ms 15.030 ms 6 strasbourg-6k-1-po101.intf.routers.proxad.net (212.27.56.29) 18.034 ms decix.proxad.net (80.81.192.223) 13.996 ms 13.918 ms 7 strasbourg-6k-1-po101.intf.routers.proxad.net (212.27.56.29) 21.075 ms p11-crs16-1-be1109.intf.routers.proxad.net (194.149.160.197) 23.685 ms 26.451 ms 8 bzn-9k-4-be1004.intf.routers.proxad.net (78.254.249.2) 23.740 ms 23.736 ms 24.270 ms 9 bzn-6k-5-po6.intf.routers.proxad.net (194.149.162.2) 23.119 ms * * 10 lns-bzn-4.routers.proxad.net (212.27.55.114) 22.981 ms * 22.969 ms 11 * * lns-bzn-4.routers.proxad.net (212.27.55.114) 23.423 ms 12 * * * 13 * * * 14 * * *
Aufgezeichnet wird der Weg von jeweils drei IP-Paketen, die Traceroute abschickt. Sie sehen das an den drei Millisekunden Angaben in jeder Zeile. Bekommt traceroute eine Antwort, schickt es wieder drei Pakete und so weiter. Drei Sternchen bedeuten, dass es kein Antwort erhält. Das kann unterschiedliche Gründe haben. In diesem Fall ist die letzte IP-Adresse die meines ADSL Anbieters und intern sind die Wege scheinbar geblockt für unser traceroute. Mit dem Befehl sudo apt-get remove traceroute können Sie das Programm wieder von Ihrem Root-Server entfernen. Bei einem so einfachen Programm wie traceroute funktioniert das schnell und problemlos. Komplexer wird es, wenn Sie grössere Programmpakete nutzen, die wiederum auf anderen Pakten aufbauen. Hier kann es sein, dass Sie zunächst Abhängigkeiten beachten müssen. Auch hierüber finden Sie Informationen im Ubuntu Wiki (apt-get).
Editoren
Jedes Linux System hat den Editor VI installiert. Es gibt hunderte anderer Editoren aber VI ist wirklich überall zu finden. Allein das macht es hilfreich, in der Lage zu sein, eine Datei zu öffnen, zu ändern und wieder abzuspeichern. Lassen Sie uns ein Beispiel machen: Ich erstelle eine Datei in /home/novatrend, füge die Worte hallo Welt ein, speichere Sie ab und zeige sie auf dem Bildschirm an:
novatrend@server1:~$ touch vi.txt
erzeugt eine neue Datei im Verzeichnis /home/novatrend/
novatrend@server1:~$ vi vi.txt
Ruft den VI Editor auf. Stellen Sie ihre innere Uhr jetzt um etwa 50 Jahre zurück. Um etwas zu schreiben, müssen Sie in den Einfügemodus. Das machen Sie, indem Sie die Taste i drücken. Es erscheint eine Statuszeile, in der links das Wort insert steht. Geben Sie nun Hello World ein und verlassen Sie den Einfügemodus durch drücken der Escape Taste. Drücken Sie dann die : (Doppelpunkt) Taste um in den Kommandomodus zu gelangen. Jetzt noch einmal w für write und q für quit. Dann auf Enter, und Sie habe die Aufgabe erfüllt. Der Befehl
novatrend@server1:~$ cat vi.txt Hello World
Gibt den Inhalt der Datei aus. rm vi.txt löscht die Datei wieder und mit ls können Sie schauen, ob sie wirklich verschwunden ist. War doch einfach, oder? Sie können auch mit Emacs, JED, joe, Medit, Nano oder Vim arbeiten. Jeder von diesen Editoren wird Sie auf seine eigene Weise nerven oder zufriedenstellen. Die Diskussion über den besten Editor hält seit 50 Jahren an und ist nicht gelöst. Lernen Sie einfach die Grundlagen Befehle in VI und die Sache ist erledigt.
tl;dr: Ubuntu Linux ist weit verbreitet, einfach zu bedienen und der Editor VI ist auch nicht wirklich kompliziert.
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